Das System von Cheerleading-Meisterschaften ist zwar fair, für den Einzelnen und die Teams aber ziemlich hart. An einem festgesetzten Datum haben wir ein Programm zu performen und es interessiert die Jury nicht, wie viele Krankheitsfälle es gab oder wie viele sogenannte “Backups” eingetauscht werden mussten. Backups sind Leute, die das Team über die Saison begleiten und einspringen, wenn sich jemand verletzt. Sie haben dann den harten Job, innerhalb von kürzester Zeit den Part zu lernen und sowohl mental, als auch körperlich, mitzuhalten. Für unsere beiden Teams lief in gesundheitlicher Hinsicht eine ganze Menge falsch in dieser Saison. Statt durchgängig in denselben Konstellationen zu trainieren, waren wir gezwungen ständig Leute auszuwechseln und Dinge zu ändern. Nicht ideal. Am Tag vor der Meisterschaft wurde eine Sportlerin so krank, dass sie nicht antreten konnte. Wir hatten weniger als 24 Stunden, um jemand anderen einzuarbeiten. Auch nicht ideal. Wir fahren also nach einem besonders intensiven letzten Training nach Riesa zur Regionalmeisterschaft.
Selbstbewusst, aber ein bisschen ängstlich.
Zuerst sind unsere Juniors dran. Auch sie haben einen steinigen Weg bis zur Matte hinter sich, denn sie hatten bis jetzt noch keinen perfekten Durchlauf auf einer Meisterschaft. Vor diesem Hintergrund entscheiden sich ihre Trainerinnen gegen die schwierigeren Elemente, um Sauberkeit und Sicherheit zu garantieren. Viele der Mädchen sind traurig über diese Entscheidung, zeigen aber dennoch eine saubere Routine, in der alles perfekt funktioniert. Wir nennen so einen Durchlauf eine “Hit Zero Routine”. Eine starke Leistung, wenn man bedenkt wie viele der Mädchen dieses Jahr zum ersten Mal dabei sind. Die Punktzahl für die Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft ist 7,0 Punkte. Die Titans Juniors erreichen mit einer wunderschönen Performance und 20/20 Punkten für Sauberkeit genau 6,9 Punkte. Hart, aber eine faire Punktzahl. Sie sind damit von 19 startenden Teams in ihrer Kategorie auf dem 6. Platz.
Das Senior Warm Up ist geprägt vom gegenseitigen Anfeuern, was diesen Moment und den Sport so besonders macht. Ein paar Fehler, aber es läuft gut. Nach der Passkontrolle sind wir alle nur noch aufgeregt. Sich Sorgen zu machen hilft nicht. Wir können nichts mehr ändern, wir können nur zeigen, wofür wir so hart gearbeitet haben und was wir können. Der Vorhang geht auf und für die nächsten paar Minuten hört man nur noch Leute schreien und klatschen. Die Scheinwerfer blenden einen, der Puls rast und man gibt alles. Etwas wackeliger als sonst, nicht ganz so sauber. Wir sind zufrieden, aber die große Frage bleibt: reicht es für 7 Punkte und die Qualifikation? Wie übel nimmt uns die Jury die kleinen Fehler? Es dauert nicht lange bis zur Siegerehrung. In den Kategorien vor uns sieht man es schon: sobald ein Team über die 7 Punkte hinweg ist, atmen alle aus. Die Platzierung ist zweitrangig, hier geht es allen um die Qualifikation. Senior Coed Level 5. Wir stehen in einem Kreis, drücken einander fest und hören den dritten Platz, ohne Qualifikation. Den zweiten Platz, ohne Qualifikation. Okay, wir haben gewonnen. Schön. Aber: 7,23 Punkte! Die Freude ist unbeschreiblich. Wir dürfen weitermachen. Wir dürfen dieses Programm noch einmal zeigen. Wir können den Leuten, die verletzt und krank sind, die Möglichkeit geben, noch einmal gemeinsam auf der Matte zu stehen. Wir vertreten unser Team auf der Deutschen Meisterschaft und werden auch da alles geben. Wir haben es geschafft. Die Fahrt zurück ist der Stimmung entsprechend laut und ausgelassen. Auch die Juniors können stolz auf sich sein. Sie werden jetzt trotzdem weiter an ihrem Programm trainieren, denn sie starten als Team auf dem Berlin Cheer Cup, einer offenen Meisterschaft im März. Dort werden sie dann auch schwerere Elemente zeigen. Die Seniors werden das Programm – dieses Mal hoffentlich etwas weniger spontan – auf der Deutschen Meisterschaft zeigen. Selbstbewusst, nicht ängstlich und mit ganz viel Spaß!