Die Titans Berlin Cheerleader bei der Landesmeisterschaft Berlin 2019
Bericht aus der Sicht eines aktiven Cheerleaders:
Den Saisonstart im deutschen Cheerleadingsport bilden die Landesmeisterschaften im November/Dezember. In unserem Fall ist es dieses Jahr der 23.11..
Nein, eigentlich startet unsere Saison sogar viel früher: nach monatelangem Training steht im September endgültig fest, wer dieses Jahr auf der Matte steht, also im Meisterschaftskader ist. Ab dem Moment, wo unsere Choreographie fertig ist geht es nur noch darum, rechtzeitig bis November ein sauberes, schönes Programm abliefern zu können.
Dafür stehen wir drei bis fünf Mal in der Woche hochkonzentriert in der Halle und feilen an jedem Detail der Performance.
Das Ziel: sich auf der Landesmeisterschaft weiterzuqualifizieren zur Regionalmeisterschaft. Dazu brauchen wir 6 Punkte.
Um kurz nach 9 Uhr morgens treffen sich die Juniors, unser jüngeres Team mit Mädchen im Alter von 11-16 Jahren, und einige der Älteren am Bahnhof Landsberger Allee. Für viele der Mädchen ist es das erste Mal und sie sind dementsprechend aufgeregt.
Die Meisterschaft besteht aus vier Programmpunkten, der erste davon ist das Warm Up, wo alle Elemente nochmal einzeln gemacht werden, natürlich unter Zurufen und Applaus des eigenen Teams, der Betreuer und der Coaches.
Danach geht es zum Run-Through. Ein letztes Mal wird die Routine vollständig mit Musik geprobt, dann geht es zur Sportlerpasskontrolle und ab auf die Matte.
Die Juniors zeigen ein schönes Programm. Zur Siegerehrung, dem letzten Punkt, können wir Seniors sie leider nicht begleiten, denn für uns ist es jetzt Zeit sich selbst bereit zu machen.
Haare und Make Up sind gemacht, die Schleife sitzt. Die Schuhe werden heute besonders fest geschnürt. Mehrere Motivationsreden später ziehen wir die Uniformen an und bereiten uns mental auf den Moment vor, auf den wir lange hingearbeitet haben. Das angsteinflößendste an diesem Sport ist wohl, dass in den 2,5 Minuten auf der Matte alles perfekt laufen kann, oder es geht alles schief, unabhängig von der harten Arbeit. Und dann wäre diese Saison einfach so für uns vorbei.
Wir gehen durch die Gewölbe des Velodroms zum Warm Up Bereich. Es läuft alles gut. Wir haben den Ablauf, der eine strenge Zeitvorgabe pro Team involviert, vorab oft geübt und wissen, was auf uns zukommt. Kurz davor erhalten wir die gute Nachricht: unser Juniorteam hat den zweiten Platz bekommen und sich mit 6,51 Punkten für die Regionalmeisterschaft qualifiziert!
Wir sind stolz und freuen uns für sie, müssen uns aber auf unseren Run-Through konzentrieren, bei dem sie uns jetzt unterstützen.
Dann folgt der Moment in dem man wirklich nervös wird. Gefühlte Ewigkeiten steht man in der Reihe der nächsten Teams und hat Zeit nachzudenken. Großer Fehler. Am liebsten möchte man wegrennen, noch lieber sofort auf die Matte und allen zeigen, was man kann. Es überwiegt letzteres.
Als unser Name aufgerufen wird übernimmt das Adrenalin. Der Weg zur Auftrittsfläche geschieht wie in Trance. Die Musik startet und wir tun genau das, was wir seit Monaten immer und immer wieder trainiert haben. Es gibt keine Zeit und auch keinen Platz, nachzudenken. Kurz sieht man all die Leute, dann ist es vorbei.
Bei mir stand alles, nichts ist schief gegangen, nichts “gedropt” wie wir sagen. Aber wie war es bei den anderen? Das bekommt man auf der Matte nicht mit. Als das Endbild abgebaut wird schauen wir uns ungläubig an, fragen vorsichtig “Stand bei euch alles?”. Nicken, Lachen, Umarmungen während wir uns irgendwie von der Matte zum After-Routine Bereich bewegen.
Hier sehen wir nochmal unsere Performance, freuen uns, lachen, freuen uns weiter. Viel Anspannung fällt von uns allen ab. Trotzdem wissen wir nicht, ob es für eine Qualifikation reicht.
Das erfahren wir erst auf der Siegerehrung. Der Titel des Landesmeisters wäre zwar schön, aber relevant sind einzig und allein die Punktzahlen. Unsere Kategorie hat in Berlin nur zwei Starter. Wir gehen nach vorne, stellen uns im Kreis auf, halten unsere Hände und hoffen. Der zweite Platz hat bereits über 6 Punkte. Der Moment der Erkenntnis ist zu kurz um ihn richtig zu begreifen aber: wir sind alle qualifiziert!
Der erste Platz, der Landesmeistertitel, den wir gewinnen, wird von der Punktzahl überschattet: 7,69 Punkte. Ein fantastisches Ergebnis. Einige weinen, unsere Trainer auch.
Für die Regionalmeisterschaft im Februar werden wir unser Programm noch schwerer machen und weiterhin perfektionieren. Wir können uns jetzt Landesmeister nennen und werden mit diesem Ansporn noch härter arbeiten, um auch auf der Regionalmeisterschaft mit Stolz unser Team zu repräsentieren.
….Und vielleicht auch hier einen Schritt weiterkommen und uns die Qualifikation für die Deutsche Meisterschaft holen….
Nina Müller (19 Jahre),
Mitglied der Füchse Berlin Reinickendorf Turnen -Abteilung Cheerleading- seit 2015
Unser Lieblings-Teamfotograf und stetiger Begleiter mit der Kamera Emanuel hat von dieser Meisterschaft wieder ein wunderbares Video erstellt, das unseren aufregenden Meisterschaftstag für euch festgehalten hat
Alle Fotos findet ihr zudem in der Galerie.